„Wenn ick hier fägen dau, hett hier keiner wat tau gahn!“ – August Felten gilt als Schweriner Original. Seit 2013 steht „Oll Felten“ – also: der olle Felten, wie die Schweriner ihren Straßenfeger nannten, als Bronzefigur auf dem Marienplatz. In einer Hand hält er seinen selbstgebundenen Reisigbesen, in der anderen einen aufgelesenen Groschen. Es scheint, als ob er sich unter die Leute mischt und ihnen einen seiner markigen Sprüche entgegenruft.
August Felten wurde 1858 geboren und starb 1931. Er galt als energisch, grob humorig, schlagfertig und selbstbewusst. Kein Blatt nahm er vor dem Mund – nicht gegenüber der Obrigkeit der Stadt und auch nicht gegenüber der feinen Dame mit Hund – dem „Köter, der mi allens wedder vullschit“.
Seine Arbeit erledigte er sehr genau und akkurat. Die Schweriner haben über ihn gelacht, denn sie wussten: „Oll Felten“ war im Herzen liebenswürdig und hatte einen guten Kern. Im Jahre 1924 wurde er sogar zu einem Postkartenmotiv. Als er 1931 nach einem Leben in Armut und doch in voller Würde starb, kannte ihn ganz Schwerin.
Das Besondere an der Bronzefigur ist, dass sie ein echtes Porträt ist. Aber dem Künstler genügte nicht nur die Figur allein. Er versuchte aus ihr auch eine Symbolik und einen weiteren Zeitbezug herauszuarbeiten. August Felten wurde somit zum Träger vieler Nachwendeschicksale: Viele Arbeitslose sahen sich nach der Wende weit weg von ihren eigentlichen Berufen ähnlich mit dem Besen oder der Laubharke in der Hand. So manches, was die Arbeitsämter für sie vorsahen, wirkte auf den Künstler zynisch und entwürdigend. Er hat daher Schlagworte aus dem Maßnahmenkatalog der Behörden teilweise auf den Mantel des ollen Felten gestempelt. Die sollen zum Nachdenken anregen. Ironie ist der gefundene Groschen mit dem Spruch: „Sich regen bringt Segen“. Als ob es ein Straßenfeger schon jemals zu irgendeinem Segen gebracht hätte. Ganz anders für all jene, die mit Geld und Zinsen zu noch mehr Geld kommen – wie im Bankgebäude hinter August Felten.
Der Künstler Bernd Streiter wurde 1962 in Havelberg geboren. Er studierte Kunsterziehung und Deutsch an der Humboldt-Universität Berlin und später Malerei und Grafik in Leipzig. Er selbst behauptet von sich: „Der Zeitgeist kann mir den Buckel runterrutschen. Ich folge meiner Begeisterung, dem Licht meines Lebens.“ Dabei sucht er nach dem Zauber hinter gewöhnlichen Dingen und hält sich an das „klassisch Ewige“, wie er sagt. Seine Materialien sollen lange Zeit überdauern können. Bertha Klingberg hat er 2010 in Bronze gefertigt.