Der Runde Tisch in der Puschkinstraße ist eine von vielen Stahlplastiken im öffentlichen Raum Schwerins, die aus den Workshops der Bildhauersymposien Metall hervorgegangen sind. Die Metallbildhauertreffen hatten ihren Ursprung in der DDR, zwei Jahre vor der politischen Wende. Das zweite Bildhauersymposium 1990 war dann das erste gesamtdeutsche Treffen. Hier nahm auch der Künstler Guillermo Steinbrüggen teil. Er kreierte den Runden Tisch, der später durch die Landeshauptstadt Schwerin angekauft wurde. Seine erste Heimat fand die Plastik von 1990 bis 1995 auf dem Markt.
Steinbrüggens Runder Tisch entstand in einem Stadium des Übergangs und Neubeginns. Noch bestand die DDR formal, obwohl die Wiedervereinigung im Oktober 1990 schon greifbar war. Wahrscheinlich kann kein anderes Denkmal zur politischen Wende in der Bundesrepublik Deutschland auf solch eine interessante Entstehungsgeschichte zurückblicken. Denkmäler werden zumeist aus einer Position der Rückbesinnung geschaffen, um Gedenken und Erinnerung zu kultivieren. Nur selten sind sie ein Ergebnis des aktuellen Geschehens. Der „Runde Tisch“ von Schwerin ist eines dieser seltenen Stücke.
Die Schweriner taten sich anfangs schwer mit diesem Gebilde aus rostigem Stahl und Feldsteinen. Der Runde Tisch blieb zunächst umstritten – wohl auch deshalb, weil das Kunstwerk auch infolge der noch nicht abgeschlossenen Gestaltung noch als unvollendet galt und über seinen endgültigen Standort noch gar nicht entschieden wurde. Zwischenzeitlich gab es Überlegungen, den Runden Tisch vor dem Gerichtsgebäude auf dem Demmlerplatz aufzustellen. Doch das rief den Protest des Künstlers hervor. Im Sommer 1995 wurde die Skulptur in die Puschkinstraße / Ecke Großer Moor umgesetzt. Für diesen endgültigen Standort vervollständigte der Künstler das Werk vor allem durch eine farbliche Gestaltung, die 2019 nochmals erneuert wurde.
Der Runde Tisch ist ein zeitgeschichtlich bedeutendes, künstlerisches Sinnbild der Wendezeit, als Bürgerbewegungen und andere gesellschaftliche Kräfte in der DDR an Runden Tischen öffentlich Einfluss auf den Staatsapparat nahmen. Das Kunstwerk soll an die Zeit des Umbruchs und der politischen Neuorientierung in den Jahren 1989 und 1990 erinnern.
Guillermo Steinbrüggen wurde 1952 in Vigo, Spanien, geboren. Nachdem er mit 13 nach Koblenz kam und mit 20 ein Werftpraktikum in Hamburg absolvierte, studierte er 1974 bis 1979 Bildhauerei an der Hochschule für Künste in Berlin und schloss als Meisterschüler ab. Schon vor seinem Abschluss, genauer seit 1976, war er unter anderem mit Ausstellungen in Berlin, Vigo, Barcelona und Sevilla beschäftigt und beteiligte sich an Bildhauersymposien. Auch danach lebte und arbeitete er wechselseitig in Spanien und Deutschland, wo er seine praktischen Kenntnisse der Bühnenbildnerei und Bildhauerei in Granit und Stahl ausbaute. 1985 zog er ganz nach Lübeck, etablierte dort sein Atelier für Bildhauerei und startete mit verschiedenen kunstpädagogischen Aktionen. Seit 1989 schuf er viele Arbeiten im öffentlichen Raum, mehrheitlich in Lübeck, Reinfeld und Kiel. Seit 2017 ist er mit verschiedenen kunstpädagogischen Projekten in Norddeutschland aktiv. Guillermo Steinbrüggen lebt und arbeitet nach wie vor in Lübeck.