Die Demonstrationen in Schwerin begannen im Oktober 1989 – etwas später als in anderen Teilen der DDR. Am 2. Oktober fand in der Schweriner Paulskirche die erste öffentliche Informationsveranstaltung des Neuen Forums statt, die für einen entscheidenden Formierungsschub sorgte. Der zentrale Schauplatz allerdings war der Alte Garten.
Hier – so hatte es die Koordinierungsgruppe des Neuen Forums beschlossen – sollte am Montag, den 23. Oktober 1989 um 17.00 Uhr die erste Demonstration in Schwerin stattfinden. Treffpunkt sollte die Museumstreppe am Alten Garten sein.
Doch die SED-Bezirksleitung Schwerin reagierte am selben Ort zur gleichen Zeit mit einer Gegenkundgebung. Das Motto dafür lautete: „Dialog und Tat – gemeinsam für Erneuerungen in unserem Land.“ Damit wollte die SED die Machtzügel landesweit wieder in die Hand bekommen.
In dutzenden Bussen wurden die Genossen und leitenden Mitarbeiter aus dem gesamten Bezirk Schwerin dorthin gefahren. Doch statt dort angekommen mit dem Neuen Forum ins Gespräch zu kommen, also dem Motto gemäß den Dialog zu suchen, erhielt es Redeverbot.
Es war eine angespannte Situation. Um den Konflikt zu entschärfen, zogen die Anhänger des Neuen Forums zunächst los in Richtung Pfaffenteich, verstärkt durch die Menschen des Friedensgebets im Dom und erstaunlicherweise auch durch viele, die mit den Bussen nach Schwerin gebracht worden waren. Am Ende waren es ca. 40.000 Menschen, die spontan wieder auf den Alten Garten zurückkehrten, um endlich ihre Demo mit einer eigenen Kundgebung zum Thema Dialog abzuschließen.
Ihre Forderungen waren klar. Zunächst sollte das Neue Forum zugelassen werden. Der Einsatz für freie Wahlen, Reisefreiheit, Demonstrationsfreiheit und die Presse- und Informationsfreiheit waren Gegenstand der Protestbewegung 1989.
An die Ereignisse erinnert seit dem 26. November 2022 das „Denkzeichen 1989“ am Alten Palais an der Ecke Schlossstraße/Alter Garten. Die Edelstahltafel mit zeitgenössischen Fotos und Text zeigt, wie vehement die Bürger damals für ihre Rechte gekämpft haben. Zuvor hatte am selben Standort das symbolische Straßenschild „Zur guten Hoffnung“ seine Heimat gefunden. Eine offizielle Delegation aus Wuppertal war vom 23. bis 26. November 1989 zu Gast, eigentlich, um sich zum Jahresplan 1990 der beiden Partnerstädte zu beraten. Als offizielles Gastgeschenk übergab Wuppertal Schwerin das symbolische Straßenschild „Zur guten Hoffnung“ an die Vertreter der Bürgerbewegungen. Damit brachte sie zum Ausdruck, die Städtepartnerschaft trotz der sich abzeichnenden Veränderungen in der DDR weiterhin pflegen zu wollen und ihr neue Impulse zu geben. Das Schild wurde während der Montagsdemonstration auf dem Alten Garten am 4. Dezember 1989 angebracht.
Originaltöne: Hörspielbox – www.hoerspielbox.de